Bölsche Wilhelm
geb. am 2. Januar 1861, Köln
gest. am 31 August 1939, Schreiberhau
Biografisches Lexikon der Hirschberger Region

Schriftsteller, Dichter, Popularisator der Naturwissenschaft, der damalige „Hoimar von Ditfurth“.

Wilhelm Bölsches Porträt vom unbekannten Autor.

Wilhelm Bölsche kam aus Köln. Er wurde in der Familie des Redaktors von der „Kölnischen Zeitung“ geboren. Er studierte Kunstgeschichte, Philosophie und Archäologie an den Universitäten in Bonn und Paris. Nach dem Studium zog er nach Berlin um, wo er in der Redaktion der „Freien Bühne“ beschäftigt war. 1890 hat er Familie gegründet. Er war ein aktives Mitglied der Berliner Boheme, die sich in dem Friedrichshagener Dichterkreis“ konzentrierte. Dazu gehörten viele hervorragende Künstler vieler Kunst- und Wissenschaftsrichtungen sowie der Nationalitäten u. a. die Brüder Carl und Gerhart Hauptmanns, August Strindberg, Stanisław Przybyszewski, Knut Hamsun, Bruno Wille. Treu den naturalistischen Idealen war er Mitglied des „Deutschen Monistenbundes“, der Organisation, die modernes Naturwissen im Gegensatz zu christlichen Glaubensätzen verbreitete. Er gehörte auch zur „Gesellschaft für Rassenhygiene“. Seine ersten Romane waren nicht erfolgreich. Nun fing er an, Vorlesungen und Vorträge über Natur im Verein für Ausbildung der Arbeiter zu halten. Nachdem er den Inhalt der Vorlesungen zu Papier brachte, erlangte er den Erfolg. Er wurde vom Buch „Liebensleben in der Natur“, das in den Jahren 1898-1902 herausgegeben wurde, eingeleitet. Im Jahre 1893 ist seine erste Ehe zerbrochen. Er hat sich nochmals verheiratet und fuhr auf der Brüder Hauptmann Einladung nach Szklarska Poręba (deutsch Schreiberhau). Ab 1903 besaß er hier Haus, wo er anfangs nur Sommer zu verbringen pflegte. Hier schuf er eine lokale „riesengebirgische Boheme“ zusammen mit Hauptmanns, Alfred Koeppen, Alfred Nickisch u. a. mit. Er lebte und schuf im Schatten des Riesengebirges bis ans Lebensende. Er ist am Vortag des 2. Weltkrieges gestorben und wurde in Berlin begraben.

Am kürzesten kann man diese Person als ein Vorbild solcher Popularisatoren der Naturwissenschaften wie Hoimar von Ditfuth, Vitus B. Dröscher oder Sir David Attenborough bezeichnen. Obgleich er selbst kein Naturforscher war, besaß er umfangreiches Wissen in diesem Bereich, das er mit anderen Lesern teilte. Er brachte heraus, oder bearbeitete ca. 100 Titel. Viele davon wurden in andere Sprachen, u. a. ins Polnische übersetzt. Er war ein leidenschaftlicher Anhänger der Evolutionstheorie. Ihn kennzeichnete die Leichtigkeit, mit der er sowohl schriftliche als auch gesprochene Auskünfte übermittelte. Seine Sachbücher sind in Millionenauflagen erschienen. Außerdem schrieb er Romane, Essays, redigierte Werke der Literatur- und Naturwissenschaftsklassiker : J. W. Goethe, H. Heine und A. Humboldt.

Wilhelm Bölsche war nicht nur ein Popularisator der Naturwissenschaft, sondern auch ihr Verteidiger, besonders der Natur und der lokalen Kultur des Riesengebirges. Seine Aufrufe verloren bis heute nicht an Wichtigkeit. Die Schneegruben trennende Grat, der heute populär Grzęda heißt, trug seit 1931 den offiziellen Namen „Bölsche-Grat“. In Szklarska Poręba veranstaltete er eine Naturausstellung, die Keim des Naturmuseums werden sollte. Sammlungen, die die Ausstellung bildeten, wurden nach dem 2. Weltkrieg zerstreut. Wilhelm Bölsches reichhaltiges Archiv befindet sich zurzeit in der Manuskriptabteilung der Universitätsbibliothek in Wrocław (Breslau).

Viele hervorragende Naturwissenschaftler des 20. Jahrhunderts, insbesondere die deutschen, und es gibt unter ihnen auch Nobelpreisträger (Konrad Lorenz), bekennen sich zur Begeisterung für Wilhelm Bölsches Werke. Ausdruck seiner unverminderten Popularität, trotz Ablaufs von 70 Jahren nach seinem Tod und trotz der in großen Maße Desaktualisierung seiner Sachbücher durch großen Fortschritt in den Naturwissenschaften ist die Benennung im Jahre 2001 vom Astronomen A. Knöfel der von ihm selbst entdeckten Asteroiden nach Wilhelm Bölsche.

Der in ganz Deutschland bekannte Verlag „Kosmos“, der sich auf populärwissenschaftliche Publikationen über Natur spezialisiert, erkannte in den 60-er und 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts Wilhelm-Bölsche-Medaillen zu. Sie wurden an die Personen verliehen, die sich im Bereich der Popularisierung von Leistungen in Naturwissenschaften besonders verdient gemacht haben. Im Kreis der mit dem Preis Ausgezeichneten gab es solche Personen wie der erwähnte Hoimar von Ditfurth, Journalist und Popularisator der Natur Theo Lösback, Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäacker, Kybernetiker Irenäus Eibl-Eibesfeldt u. a.


Zu den wichtigsten Werken von Wilhelm Bölsche gehören:

  1. „Die Mittagsgöttin“, 1891
  2. „Das Liebesleben in der Natur“, 1898-1902
  3. „Vom Bazillus zum Affenmenschen“, 1900
  4. „Von Sonnen und Sonnenstäubchen“, 1903
  5. „Abstammung des Menschen“, 1904
  6. „Der singende Baum“, 1924.

Illustrationen

  1. Wilhelm Bölsches Porträt vom unbekannten Autor, nach: Nibelungen Hort. [online]. [Zugang 9.12.2010]. Im World Wide Web verfügbar:
    http://www.nibelungen-hort.de/images/wilhelmboelschecols3.jpg
  2. Wilhelm Bölsches Porträt vom unbekannten Autor, in: Bleibtreu K., Der Briefwechsel mit Wilhelm Bölsche. Editionsprojekt „Wilhelm Bölsche“ an der Freien Universität Berlin, nach: Freie Universität Berlin – Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaft [online]. [Zugang 9.12.2010]. Im World Wide Web verfügbar:
    http://www.germanistik.fu-berlin.de/projekte/boelsche/bleibtreu_einf.htm

Literatur:

  1. Meyers Lexikon. Bibliographisches Institut. Leipzig. 1925.
  2. M. Staffa (Hrsg.), 1993: Lexikon für touristische Geographie der Sudeten. Bd. 3. Karkonosze. „Kraj” Warszawa – Kraków.
  3. Syniawa M., 2006, Biograficzny słownik przyrodników śląskich. T. 1. Centrum Dziedzictwa Przyrody Górnego Śląska. Katowice.
  4. Wiater P., Dr. Wilhelm Bölsche. In: Karkonosze i Sudety [online]. [Zugang 9.12.2010]. Im World Wide Web verfügbar: http://www.karkonosze.ws/wilhelm_boelsche_artykul_587.html
  5. Wspaniały krajobraz. Artyści i kolonie artystyczne w Karkonoszach, Berlin-Jelenia Góra 1999.

Andrzej Paczos
Übersetzung: Adrian Nowak



2. Wilhelm Bölsches Porträt vom unbekannten Autor.

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