Poser Hans geb. 13.03.1907, Hannover gest. 4.11.1998, Göttingen |
Ein hervorragender Wissenschaftler, Hans Poser (1907-1998), der als ein Vorläufer der Tourismusgeographie betrachtet wurde. Seine Pionierarbeit von 1939 „Geographische Studien über den Fremdenverkehr im Riesengebirge” ist die erste streng wissenschaftliche Monographie über den Fremdenverkehr des Riesengebirges. Er wurde als das vierte Kind der Gärtnerfamilie geboren, im Alter von 41 Jahren wurde er zum Professor der Technische Universität Braunschweig ernannt und 1960 in die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen aufgenommen. Nachdem er eine landwirtschaftliche Ausbildung absolviert hatte, meldete er sich an einer erweiterten Oberschule an, und danach studierte an der Universität in Göttingen. Im Alter von 23 Jahren verteidigte er seinen Studienabschlussarbeit über die Morphologie der Umgebung von Meißen und wurde Doktor der Wirtschaft. Im nächsten Jahr ging er auf eine Expedition nach Grönland. Nachdem er zurückgekommen war, arbeitete er als ein Assistent des Professors Wilhelm Meinardus in Göttingen, bei dem verteidigte er 1935 auch seine Habilitation zum Thema Geomorphologische Untersuchungen Täler im westlichen Spitzbergen und östlichen Grönland. Danach hielt er eine Vorlesung über Wirtschaftsgeographie in der Königlich Preußischen Forstakademie Hannoversch Münden. Anthropogeographie wurde seine Forschungspassion, die er 10 Jahre bearbeitete. Daneben, in den späten 1930ern, entstand seine bahnbrechende Arbeit über die geographische Dimension des Tourismus der Region Riesengebirge. 1939 veröffentlichte er Beiträge zu Poloninas-Wirtschaft und verlassenen Hirtenhütten-Wirtschaft im Riesengebirge und zu geographisch-touristischen Verbindungen zwischen Riesengebirge und Norddeutschem Tiefland. Zur Ergänzung sei noch gesagt, dass Poser nicht mit Schlesien national verbunden wurde und sein Forschungsinteresse für das Sudetenland hatte nur wissenschaftlichen Charakter. Wie er im Vorwort zu seinen „Geographische Studien über den Fremdenverkehr im Riesengebirge” schrieb: Ich habe nicht vor, eine ortsgeschichtliche Arbeit über das Riesengebirge zu schreiben. Das möchte ich betonen. In dieser Arbeit interessiere ich mich eigentlich nicht für das Riesengebirge als solches, irgendwie interessiere ich mich auch nicht für Fremdenverkehr im Riesengebirge, sondern für Fremdenverkehr als solchem. Das Riesengebirge und sein Tourismus sind nur ein gutes Beispiel, das man durch jede andere Region ersetzen kann, in der man die geographische Frage des Tourismus testen könnte (…). Mein Ziel ist eher methodisch (…). „Geographische Studien…” von Poser gilt bis heute als eine Pionierarbeit, die Aspekte der Kultur-Umgestaltung der Landschaft und infrastrukturelle und funktionale Aspekte in geographischen Untersuchungen berücksichtigt. Die Tatsache, dass die Subdisziplin der Tourismusgeographie heutzutage ein anerkanntes Forschungsgebiet ist, verdankt man in hohem Maße den Leistungen Hans Posers. Im Hinblick auf das Regional-Thema, sind diese Arbeiten „auch für gegenwärtige polnische Forscher dieser Problematik wertvoll” – wie Posters Fachkollege, der bekannte Foscher Janusz Czerwiński in Posers Todesanzeige schrieb. Ironischerweise konnte die Tourismuswissenschaft erst jahrzehntelang nach der Veröffentlichung sich auf Posers Pionierarbeit, der Untersuchung über das Riesengebirge, rekurrieren. Im Juli 1939 musste Poser zur Armee. Ein genauer Ablauf der Armee Karriere dieses hervorragendes Wissenschaftlers ist unbekannt. Es ist aber bekannt, dass er eine Zeit lang an der französischen Atlantikküste stationiert war, wo er die Möglichkeit hatte, Materialien zur Verwendung von Wasserpflanzen und Wirtschaft der Saline zu sammeln. Diese Materialien nutzte er in zwei Veröffentlichungen. Vermutlich wurde er gefangen genommen und im August 1945 freigelassen. Während des Krieges wurde er dem Hochschullehrerkorps der Universität Braunschweig zugewiesen, wo er bis 1941 als kommissarischer Leiter des Instituts für Geographie fungierte. Nach dem Krieg trat er 1948 dort seine fakultative Professur an. In der Nachkriegszeit befasste sich Hans Poser mit neuen Themen: Klimatologie und periglaziale Morphologie. In Anerkennung seiner Verdienste wurde er 1950 zum Mitglied der Internationalen Kommission für Periglazial-Morphologie im Rahmen der Internationalen Geographischen Union ernannt. Dort lernte er seine polnischen Fachkollegen kennen, u.a. einen hervorragenden Geographen aus Breslau: Alfred Jahn, der wissenschaftliche Redakteur der ersten wissenschaftlichen Monographie über das polnische Riesengebirge, die von Ossolineum 1985 herausgegeben wurde. Diese Freundschaften führten nach Jahren zu einer Einladung zum internationalen Symposium von Joseph Partsch in Breslau und Schreiberhau (1994) – die letzte Wissenschaftskonferenz, an der Poser teilnahm. Selbst empfahl er die polnischen Geographen der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in Halle. Schließlich kehrte Poser 1962 als Inhaber des Lehrstuhls für Geographie nach Göttingen zurück, wo er sich wieder in das Akademieleben eingliederte. Bis zum Ruhestand 1971 war er ein Betreuer von 21 Doktorarbeiten. Seine Studenten und Kollegen stellten Posers Verdienste in einem Erinnerungsbuch dar (1972) – es enthielt Beiträge von Jan Dyliks aus Lodz, Rajmund Galoms aus Thorn und Alfred Jahns. 1986 wurde ihm endlich die Ehrendoktorwürde der Technische Universität Braunschweig verliehen. Aber die größte Auszeichnung des Forschers ist nicht das Lob der Fachkollegen, sondern der Beitrag zur Entwicklung der Studien in seinem Gebiet. Posers Pionierarbeit über den Fremdenverkehr im Riesengebirge war damals ein methodisches Novum. Die Forschung über Reisen seit den 50ern konzentrierten sich auf ökonomische und dann soziologische Aspekte. Der methodische Ansatz in „Geographische Studien…”, der geographische, ökonomische und kulturelle Aspekte versammelt, übertrifft ein Postulat der „ausgeglichene Entwicklung”, das alles zusammen verbindet. In dieser Hinsicht, so schrieb der deutsche Geograph Werner Kreisel, „können die geographischen Untersuchungen über den Fremdenverkehr (…) in die Vergangenheit zurückgehen und wieder Posers Forderungen beschließen”. Literatur (Auswahl):
Mateusz Józef Hartwich Übersetzung: Agnieszka Przybylska |
Słownik Biograficzny Ziemi Jeleniogórskiej | © JCIiER Książnica Karkonoska 2017 Jelenia Góra |