Kotlarski Jan Andrzej geb. am 13. Juni 1938, Borowo gest. am 22. März 2010, Jelena Góra |
Jan Kotlarski wurde am 13. Juni 1938 in Borowo geboren. Seine Eltern, Edmund Kotlarski und Józefa geb. Studer, lernten sich auf dem Anwesen kennen, wo sie beide gearbeitet haben. Ende des Jahres 1938 zogen sie nach Nieborowo um. Janusz Radziwiłł beschäftigte Edmund als Palastgarten- und Parkanlagenverwalter und vermietete ihm ein Haus. Jan lernte die Welt in Gesellschaft der Fürstenkinder: Ferdynand und Krystyna kennen, wovon die wenigen erhaltenen Fotografien zeugen. Den Krieg haben die Kotlarskis in Nieborowo überstanden. Hier kam seine einzige Schwester, Elżbieta Antonina, auf die Welt. Im Jahre 1947 zogen sie nach Jelenia Góra und ließen sich am Starlingradu Platz nieder. Der Vater erwarb ein Grundstück für den Gartenbau (gegenwärtiges Gelände des Flora-Marktes). Doch nach der Verstaatlichung haben die Kotlarskis ihr gesamtes Vermögen verloren. Als Gegenleistung wurde Edmund zum Direktor des Staatlichen Gartenbaubetriebs und seine Ehefrau zur Leiterin des Blumengeschäfts Flora ernannt. Jan begann seine Ausbildung in der Grundschule Nr. 1. Es war für ihn ein großes Erlebnis, denn plötzlich fand er sich in einer, großen Schulklasse mit zahlreichen Schülern wieder (in Nieborowo war für den Grundschulunterricht die Gouvernante der Familie Radziwił zuständig). Seine Schulausbildung setzte er am I. Allgemeinbildenden S.-Żeromski-Gymnasium fort. In seiner Jugendzeit war er kurzzeitig Mitglied des Polnischen Pfadfinderverbands ZHP, unternahm Ausflüge in die Berge, pflegte Freundschaften und machte seine ersten Fotos mit dem Praktica-Fotoapparat, den ihm sein Vater schenkte. In dieser Zeit eignete er sich die Grundlagen der Bearbeitung des fotografischen Materials an. Im Jahre 1956 machte er Abitur. Er betrieb Chemievorbereitungsstudien um im Jahre 1958 sein Studium an der Ärztlichen Fakultät der Medizinischen Akademie in Wrocław /Breslau/ aufzunehmen. Der Kontakt zu den kreativen Kreisen der Großstadt wurde durch die Fotografie noch verstärkt. Sein erster professioneller Lehrer in diesem Bereich war Prof. Bronisław Kupiec, Leiter des Betriebes für Medizinfotografie; zu seinen ersten Erfolgen zählte Fotografiewettbewerbs für den Fotoreporter der Zeitschrift Magazyn Gazety Robotniczej im Jahre 1959 sowie mehrere Auszeichnungen der Zeitschrift Turysta. Die Stadt Wrocław konnte Kotlarski nicht halten können. Nach dem Studienabschluss im Jahre 1964 kehrte er mit dem Arztdiplom in der Tasche zurück nach Jelenia Góra. Nach einem zweijährigen Praktikum als Arzt wurde er im Städtischen Krankenhaus als Assistent der chirurgischen Abteilung beschäftigt. Er begann mit seiner Spezialisation in der Chirurgie (die er im Jahre 1970 erlangte). Außerdem nahm er auch eine Anstellung in der Abteilung für Thoraxchirurige im Sanatorium für Tuberkulose in Bukowiec auf. Es ist die Zeit, in der er vom Arztberuf fasziniert ist.
Im Jahre 1965 trat er dem Kunstfotografieverein in Jelenia Góra, später der Hirschberger Fotografiegesellschaft, deren Vizepräsident er in den Jahren 1976-80 gewesen ist. Er nahm an Wettbewerben und Ausstellungen unter der Bezeichnung Sudeten teil und gewann zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Die Faszination für Berge das Landschaftsbild des Riesengebirges waren ihm jedoch auf seiner schöpferischen Suche zu wenig. Das Schicksal ermöglichte es ihm, Künstlern wie etwa Vlastimil Hofman oder Józef Gielniak zu begegnen. Der junge Arzt lernte den bekannten Grafiker in Bukowiec kennen, wo Gielniak seine letzte Werkstätte hatte. Kotlarski war von ihm und seinen Werken. Die Arbeit im Sanatorium erlaubte ihm kurze Begegnungen und Gespräche über die Kunst, die einen großen Einfluss die ästhetische Sensibilität von Jan hatte und in ihm Reflexionen über die menschliche Verfassung, das Verhalten in Krankenhausumgebung, die Grenzen des Möglichen bei der Krankenversorgung und der Hilflosigkeit in diesem Bereich, hervorriefen.
In den Jahren 1974-75 war er in der Abteilung für Allgemeinchirurgie des Sanatoriums in Bukowiec beschäftigt, wo er Funktionen des stellvertretenden Oberarztes ausführte, danach arbeitete er als Chirurg im Wojewodschaftsverbundskrankenhaus in Jelenia Góra, wo er bis zu seiner Rente verblieb. Er erinnerte sich daran, dass der Arbeitstag manchmal 32 Stunden ohne Unterbrechung dauerte. Er begegnete unendlichem menschliche Leid und dem Geheimnis der Menschlichkeit. Dies spiegelte sich auch in seiner kreativen Arbeit im wider. Die erste wichtige Auszeichnung Kotlarskis war ein Preis für seine Akte in Schwarz I beim Internationalen Fotografischen Salon in Barreiro, Portugal im Jahre 1975. Jan gehörte damals zwei Gruppen an: die Warschauer Gruppe A 74, die fotografische Kreise in Polen iniziierte und ihre Werke weltweit verbreitete; und die Gruppe SEKTOR, die 1976 in Jelenia Góra entstand organisierten Ausstellungen, nahmen an Wettbewerben teil und wurden nach und nach in den Kunstfotografenkreisen bekannt. Jan wurde in Japan, Australien, Hongkong, Spanien und Portugal mit Preisen ausgezeichnet. Das größte Ansehen brachte Jan die Ausstellung A jednak jestem (Und dennoch bin ich) - ein spezifischer Appell für den Schutz des Lebens. Im ITD erschien ein dramatischer Protest von Anna Musiałówna gegen die Abtreibung unter dem Titel Das schlimmste Verhütungsmittel. Hier ist er mit seiner fotografischen Narration in einen Dialog getreten und setzte damit einen bezeichnenden Kontrapunkt.
Die Ausstellung machte in Wrocław Furore. Die Einrichtung Domek Romański (Romanisches Haus) verzeichnete einen großen Besucherandrang. Die Vernissage führte zu einer stürmischen Diskussion zwischen Gynäkologen, Studenten der Medizinischen Akademie, künftigen Müttern (die angeblich in Gruppen gekommen sein sollten) und Fotografen.
Die Aktfotografie von Kotlarski entzückt bis heute. Im Kontext des Riesengebirges stellt sie die Außergewöhnlichkeit des weiblichen Körpers dar, wo das Geheimnis mit der Schönheit verwoben und behutsam das edle Ansinnen des Schöpfers offenbart wird.
Die kreative Periode der 70-er Jahre ermöglichte dem Autor im Mai 1980 dem elitären Kreis des Verbands der Polnischen Kunstfotografen beizutreten (Ausweisnummer 545). Kotlarski fasste dieses Ereignis als einen großen Erfolg auf, der ihm weitere kreative Entwicklung ermöglichen würde. Sein Förderer war der bekannte Kunstfotograf und spätere Freund Tomasz Olszewski. Zu den wichtigsten Preisen aus dieser Zeit gehören:
Die 80-er Jahre stellen eine fruchtbare Periode im Leben von Kotlarski dar. Er gewann den 1. Preis und die Goldmedaille bei der Nationalen Ausstellung für Kunstfotografie CZŁOWIEK (Der Mensch) in Tarnów für das Foto mit dem Titel Narodziny (Die Geburt). Er war der Mitbegründer der I. Landesweiten Biennale für Berglandschaftsfotografie - seit 1980 die wichtigste Veranstaltung dieser Art in der Region. Er war Mitbegründer der Riesengebirgszweigstelle des Verbands für Kunstfotografen ZPAF mit, der er in den Jahren 1981-89 vorstand. Er nahm aktiv am kulturellen Leben des niederschlesischen Bezirks von ZPAF teil. Ihre Werke und Selbstverständnis wurden auf der Ausstellung KREATIVE TÄTIGKEIT DES BRESLAUER FOTOGRAFENKREISES präsentiert. Im Jahre 1981 bereitete er im Internationalen Presse- und Buchklub KMPiK in Jelenia Góra eine eigene Ausstellung Obszary nadziei (Bereiche der Hoffnung) vor. Die Titelbereiche sind Räume, die vom Sacrum des Kranken und des Arztes durchdrungen sind, es ist der Operationssaal und das Operationsfeld, flinkes Ballett gewandter Hände, Tröpfe und wachsame Blicke der Krankenschwester - alles scheint das Gefühl der Hoffnung, des Gelingens, der Menschenrettung hervorzurufen. Im Jahre 1984 wurde in der Galerie JTF die Ausstellung von Kotlarski unter dem Titel - Rybim okiem (Mit dem Fischauge) präsentiert - ein dramatischer gesellschaftlicher Appell gegen Alkoholismus, der ihn seit Jahren beschäftigte; er arbeitete im Ehrenamtlichen Ausschuss für Alkoholbekämpfung.
Seine Aufmerksamkeit widmete er den Veränderungen im Lande, ihn interessierten Ereignisse, an denen er zum Teil selbst teilgenommen hat (Streik in der Papiermaschinenfabrik Fampa und Kundgebung mit Lech Wałęsa). Er dokumentierte alles und sammelte beträchtliches Fotomaterial an. Ein kleiner Teil davon wurde in der Anthologie patriotischer Gedichte unter dem Titel A w sercu Polska (Und im Herzen Polen) verwendet. Im Jahre 1983 heiratete er Elżbieta geb. Karmelita. Sie lernten sich noch Mitte 70-er Jahre kennen. Trotz dessen, dass sie kinderlos blieben und dass das Leben sie harten Proben aussetzte - verbrachten sie in gemeinsamer Eintracht 27 Jahre. Die 90-er Jahre waren von gemeinsamen Reisen in Europa geprägt. Jan interessierte die Kunst und ihre Dokumentation. Er wurde von der Leidenschaft für die Fotografie von historischen Objekten, darunter des reichen Kulturerbe Schlesiens erfasst. Das angesammelte Material diente im Jahre 1997 zur Veröffentlichung des Albums unter dem Titel Krzeszów uświęcony łaską (Krzeszów von Gnade erfüllt) (ein in Leder gebundenes Exemplar wurde Johannes Paul II. geschenkt) und im Jahre 1999 zur Veröffentlichung des Reiseführers zu den wichtigsten historischen Objekten der Wojewodschaft Jeleniogórskie - Monasticonu Cysterciensie Poloniae. Geschätzt und respektiert im Kreise seiner Kollegen hat er viele, gesellschaftlich wichtige und verantwortungsvolle Funktionen übernommen. In den 90-er Jahren war Kotlarski Mitglied des Qualifikationsausschusses des Niederschlesischen Bezirks ZPAF sowie des Berufsgerichts des Hauptvorstands von ZPAF in Warszawa (Warschau). Sein Engagement im gesellschaftlichen und politischen Leben der Stadt und der Region führte zur Wahl des Gemeinderatsmitglied (1998-2002) im Auftrag der politischen Partei AWS. Er intervenierte bei wichtigen Bürgerangelegenheiten: der Privatisierung der Wohnlokale, der Einrichtung des Caritas-Zentrums, des Radio Plus in Legnica (Leignitz) und der Beibehaltung der Grundschule Nr. 11. Im Jahre 2003 hat die Hirschberger Sozial- und Kulturgesellschaft JTSK das Album „Historische Objekte in Jelenia Góra und Umgebung“ mit Kotlarskis Fotos und Texten von Wojciech Kapałczyński herausgegeben. Die Arbeit von Jan dauerte 7 Jahre, er hat mehrere Tausend Fotos von 232 historischen Objekten gemacht. Die deutsche Fassung des Albums wurde im Nu vertrieben.
Die schwere Arbeit musste Jan Kotlarski Krankheit und Behinderung beazhlen. Er starb am 22. März 2010 am Alten Friedhof in Jelenia Góra begraben.
Przypisy:[1]J. Kotlarski. Zamierzenia twórcze. Familiearchiv. [2]ebenda [3]J. Olek. Życie fotografią. „Wiadomości” 1979 [Nr.], 29. 11. [4]ebenda [5]Jan Kotlarski – Akt I. Jelenia Góra, 1978. [6]Jan Kotlarski – Rybim okiem. Jelenia Góra, 1984. [7]D. Antosik. Album, jakich mało. „Nowiny Jeleniogórskie” 2003, Nr. 10, S. 12. Literaturverzeichnis:
Wichtigste Errungenschaften im fotografischen Bereich:
Individuelle und Sammelausstellungen von Jah Kotlarski:
Staatliche Auszeichnungen:
Seine Fotos und Publikationen fanden sich in folgenden Sammlungen ein:
Abbildungsmaterial:
Autor - Elżbieta Kotlarska |
Słownik Biograficzny Ziemi Jeleniogórskiej | © Książnica Karkonoska 2014 Jelenia Góra |