| Malerin, bildende Künstlerin, Dichterin
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Izabella Hollak-Zwolińska (eig. Zofia Izabella Hollak), die Tochter von Irena und Adam. Die Eltern kamen aus dem Osten in die wiedergewonnenen Gebiete in das Dorf Wojcieszyce im Sudetenvorland. Ihre gegenseitige Zuneigung war ein Kapitel für sich - Adam bemühte sich sehr lange um Irenas Gunst. Das Ergebnis ihrer turbulenten Beziehung war die Geburt von Zofia Izabella am 18. März 1947.
Der Vater war ein angesehener Forstmann - im Jahre 1955 bekam er die Medaille des 10jährigen Bestehens der Volksrepublik Polen und 1974 eine Auszeichnung im Wettbewerb "Freundschaftliche Partnerschaft" für seine Ausarbeitung "Meine Erinnerungen an die Große Oktoberrevolution" verliehen. Iza (Kurzform von Izabella) scherzte immer, dass ihr Vater zu jung war und nicht wusste, was er tat.
Die Mutter, Hausfrau, war eine intelligente, sensible und belesene Frau mit unterschiedlichen Interessen. Sie war die Freundin und Vertraute ihrer Tochter. Ihre Talente offenbarte sie beim Sticken und Stoffbemalen.
Iza schrieb Folgendes über sich selbst:
Die Kindheit verbrachte ich in einem Dorf im Sudetenvorland, seit frühester Jugend zeigte ich Interesse für schöne Künste: ich malte und zeichnete auf Büchern, Wänden, Fensterscheiben, ich spielte Klavier, nahm an Theatervorführungen der Dorfschule teil, am lautesten sang ich in der Kirche, das erste Gedicht verfasste ich im Alter von 8 Jahren
[1].
Das allgemeinbildende Gymnasium absolvierte sie in Cieplice Śląskie (Bad Warmbrunn). Sie bestand die Aufnahmeprüfung zur Hochschule für Bildende Künste in Wrocław (Breslau). Das erste Studienjahr war von den März-Unruhen geprägt. Die ersten zwei Studienjahre verbrachte sie unter der Leitung von Dr. Mieczysław Hoffman. Sie schrieb lakonisch: Den Rest des Studiums verbrachte ich in der Atmosphäre der ständigen Suche nach mir selbst
[2]. Zahlreiche Freundschaften, Freilichtmalerei, Sportlager in der berühmten internationalen akademischen Sporteinrichtung in Giżycko, Segeln, Kajakfahren, Basketball, Leichtathletik.
Das dritte Studienjahr war mit der Wahl der Fachrichtung verbunden - sie entschied sich für Keramik an der Fakultät für Keramik und Glas bei der Prof. Irena Lipska-Zwarska und Grafik bei Prof. Halina Pawlikowska. Gleichzeitig schrieb sie. Das Schreiben gab ihr Gelegenheit einer unmittelbareren Reaktion auf die wahrgenommene Wirklichkeit, die sie umgab. Die Malerei und Grafik stellte einen längerfristigen Prozess dar, der jedoch thematisch mit der Atmosphäre jener Zeit verbunden war – den Studentenunruhen und einem Gefühl der Unfreiheit.
Trotz des starken Engagements in die Arbeit mit Keramik, wurde das Grafische ihre wahre Leidenschaft. Die Verbindung des Linolschnitts mit der Schablonetechnik brachte sehr interessante Ergebnisse. Sie perfektionierte diese Technik jahrelang. Das Diplom im Bereich der Keramikgestaltung bekam sie 1975. Während des Studiums lernte sie ihren zukünftigen Ehemann, Wiesław Marian Zwoliński, kennen und kehrte nach Cieplice - Jelenia Góra zurück.
Sie beschäftigte sich mit Grafikdesign, der Malerei und der Schriftstellerei. Seit 1975 gehörte sie dem Briefklub Junger Schriftsteller bei der Wojewodschaftsverwaltung des Sozialistischen Jugendverbands in Jelenia Góra an, in den 80er Jahren engagierte sie sich im Literarischen Klub bei der Hirschberger Sozial- und Kulturgesellschaft (JTSK). Sie war Mitglied im Polnischen Verband Bildender Künstler im Breslauer Bezirk sowie in der Hirschberger Sozial- und Kulturgesellschaft. 1974 übernahm sie die Lehrtätigkeit an der Schule für Kunsthandwerk in Jelenia Góra - Cieplice. Im Jahre 1977 erlangte sie die Berechtigung als Kursleiterin der Sekundarstufe als bildende Künstlerin. Als Dichterin publizierte sie in „Nowiny Jeleniogórskie” (1979), ihre Gedichte wurden auch im II. Hirschberger Almanach (1979), in „Kultura Dolnośląska“ (1982) und im „Radar” (1983) veröffentlicht. 1985 wurde das einzige Band ihrer dichterischen Prosa "Między snem a rzeczywistością" (Zwischen Traum und Wirklichkeit) vom JTSK aufgelegt.
Über sich selbst schrieb sie Folgendes:
Nach dem fröhlichen Begießen der bestandenen Diplomarbeit mit großem Herzklopfen machte ich mich an die Umsetzung meiner künstlerischen Vorstellungen, was in jährlichen Einzelausstellungen, Teilnahmen an Wettbewerben und Sammelausstellungen fruchtete. Dies währte 5 Jahre, bis Fronleichnam - an dem ich im schmutzigen Stadtkrankenhaus meinen Sohn gebar. Seit jenem Augenblick habe ich zwei Leidenschaften, die nicht miteinander vereinbar sind. Diesen Konflikt gewinnt manchmal die dichterische Muse, die sich in einer Sammlung poetischer Prosa offenbart, welche aus Ermangelung an Papier und Übersättigung des Marktes nicht herausgegeben wurde. Gegenwärtig bereite ich eine Einzelausstellung zum Broterwerb vor und schaue mit Furcht einer helleren Zukunft entgegen...
[3]
In den ersten Jahren nach dem Studium versammelte sie junge Hirschberger Intellektuelle um sich: Literaten, Maler, Lehrer der nahegelegen Schule für Kunsthandwerk. Sie führte ein offenes Haus. Man konnte sie immer im Kreise ihrer Freunden finden und bei einem Glas guten Weins diskutieren.
Schnell wurde sie Teil des Hirschberger Künstlerkreises, wovon nicht nur zahlreiche Ausstellungen, sondern vor allem diverse Preise zeugen: 1974 gewann sie den zweiten und dritten Preis im Posterwettbewerb „Hirschberger September", im Jahre 1975 sogar den ersten Preis. Auf der einen Seite erntete sie Anerkennung, auf der anderen blieb die ständige Suche nach dem eigenen Ich im künstlerischen Bereich - sei es in der Literatur oder bildenden Kunst.
Sie war vor allem an Formen und ihrer räumlichen Ausprägung interessiert, die von den aufeinander gelegten Multiplikationen oder rhythmischen inneren Aufteilungen belebt und zusätzlich durch Farbabstufungen unterschieden wurden - beschränkt auf ein monochromes Spektrum der Grau- oder Sepiatöne. Auf diese Kompositionen erscheint eine menschliche Gestalt oder einen Teil der Menschengestalt, ein aus dem Raum herausgeschnittenes Profil des Gesichts oder der Brust, des Torso, des Kopfes - sie alle sind jedoch flach, anonym, wie eine Zielscheibe, die auf dem Schießstand aufgestellt wurde. Wichtiger als die bildhafte Vision scheint hier die Botschaft zu sein: das Problem fehlender Identität, der Mensch als Ziel...
[4]
Ihr künstlerisches Schaffen - sowohl im Bereich der Literatur als auch in der bildenden Kunst, beide jäh unterbrochen – wurde nach Jahren anerkannt:
Diese Art des Ausdrucks bestimmte erheblich einfacher den Weg, den die noch junge Künstlerin zu beschreiten versuchte. Die Vieldeutigkeit der Existenz, der Wirklichkeit und ihres künstlerischen Schaffens bilden deutliche Züge ihres ersten Bandes, das den Titel „Między snem a rzeczywistością” (Zwischen Traum und Wirklichkeit) trägt. Die weiteren Bände haben nur die große Sensibilität der Dichterin gegenüber der Vieldeutigkeit der Existenz und dem Verständnis der Wirklichkeit bestätigt, die sie beide trotzdem leidenschaftlich interessiert haben. Genauso wie im Falle vieler Künstler, die ihre Schaffenskraft in unterschiedlichen Kunstgenres zur Anwendung bringen, so zeigt sich auch hier der Einfluss der Bildhaftigkeit auf die Dichtkunst und der literarischer Anspielungen auf die Grafik. Trotz des jähen Abbruchs der vielversprechenden künstlerischen Entwicklung gelang es der Kunst von Izabella Hollak, sich dank ihrer Zweigleisigkeit als eine bewegende Ganzheit uns gegenüber zu offenbaren
[5].
Sie starb in einem Autounfall - etwas sehr Schmerzliches lag in diesem abrupten Fortgehen. Ein Vulkan der Leidenschaft, die Liebe und Talent ist erloschen. Sie hinterließ eine untröstliche Familie und Freunde. Unvergesslich bleiben die kleinen Schrittchen des Sohns hinter dem Sarg seiner Mutter. Der kleine Krzyś, ihre große Liebe, ging benommen ohne sich dessen bewußt zu sein, was für ein Schicksalsschlag ihn getroffen hatte.
Sie ging so schnell wie sie lebte. Sie bleibt in Erinnerung ihrer Familie, Freunde und Kunstliebhaber. Sie wurde am alten Friedhof in Jelenia Góra - Cieplice beerdigt.
Anmerkungen:
[1]Jugendgruppe. Ausstellung der Jugendgruppe der Hirschberger professioneller Künstlerkreise. Red. Irena Klisowska. Jelenia Góra, 1982.
[2]Jugendgruppe. Austellung...
[3]Jugendgruppe. Austellung...
[4]Izabella Hollak-Zwolińska (1947-1986) – grafika. Jelenia Góra, 1996.
[5]Auf den Spuren der Erinnerung. Red. Janina Hobgarska, Jolanta Mielech. Jelenia Góra, 2001, S. 13.
Einzelausstellungen:
- 1975: Grafik, KMPiK, Jelenia Góra.
- 1976: Grafik, KMPiK, Jelenia Góra.
- 1977: Grafik, Klub Dziennikarza, Wrocław.
- 1978: Klub 13 Muz, Szczecin.
- 1978: Grafik, BWA Kłodzko.
- 1979: Grafik, BWA Jelenia Góra.
- 1980: Grafik und Malerei, Galerie "Cieplice", Jelenia Góra.
- 1983: Grafik, BWA Wałbrzych, KMPiK Jelenia Góra.
Sammelausstellungen:
- 1974: Ausstellung der Werke der Künstler des Hirschberger Landes, Bezirksmuseum, Jelenia Góra.
- 1975: Schöpferische Präsentationen, Wrocław.
- 1977: I. Hirschberger Präsentationen, BWA, Jelenia Góra.
- 1977: Ausstellung zum 30-jährigen Jubiläum von ZPAP, Wrocław.
- 1977: Hirschberger bildende Künstler präsentieren, BWA, Zielona Góra.
- 1978: I. Ausstellung der Jugendgruppe des professionellen Künstlerkreises Hirschbergs, BWA, Jelenia Góra.
- 1979: Schöpferische Präsentationen, Wrocław.
- 1979: II. Hirschberger Präsentationen, BWA, Jelenia Góra.
- 1980: Nahaufnahme - Gegenwärtige Werke Hirschbergs bildender Künstler, Dresden, Zwinger.
- 1980: Bildende Kunst der südwestlichen Wojewodschaften, Galerien BWA - Wrocław, Wałbrzych, Legnica, Jelenia Góra, Zielona Góra.
- 1980: II. Ausstellung der Jugendgruppe des professionellen Künstlerkreises Hirschbergers, BWA, Jelenia Góra.
- 1980: Grafikausstellung - Wrocław 80 - Galerie Arsenał, Wrocław.
- 1982: III. Ausstellung der Jugendgruppe des professionellen Künstlerkreises Hirschbergers, BWA, Jelenia Góra.
- 1984: Ausstellung: Gegenwartskunst aus Jelenia Góra.
- 1984: Valkeakoski, Finnland.
- 1986: V. Ausstellung der Jugendgruppe des professionellen Künstlerkreises Hirschberger, BWA, Jelenia Góra.
- 1996: Izabella Hollak-Zwolińska (1947-1986) – Grafik. BWA, Jelenia Góra.
Literaturverzeichnis:
- Bednarek Stefan. Hollak Izabella. Wspomnienie pośmiertne. „Karkonosze” 1986, nr 11, s. 32-33.
- [Drugie] 2 Prezentacje Jeleniogórskie. Jelenia Góra: Biuro Wystaw Artystycznych, 1979. Plastyka województw południowo – zachodnich. Jelenia Góra: Biuro Wystaw Artystycznych, 1980.
- Grafika Izabella Hollak. Red. Izabella Hollak. Jelenia Góra: Związek Polskich Artystów Plastyków okręg – Wrocław, Klub Międzynarodowej Prasy i Książki, 1976.
- Grupa Młodych. Wystawa grupy młodych jeleniogórskiego środowiska plastyków profe-sjonalistów. Red. Irena Klisowska. Jelenia Góra: Biuro Wystaw Artystycznych, 1982.
- Hollak Izabella. Zgon (30.IX.1986). [Nekr.]. „Karkonosze” 1986, nr 11, s. 32-33.
- Hollak Izabella. Zgon (30.IX.1986). [Nekr.]. „Nowiny Jeleniogórskie” 1986, nr 40, s. 15.
- Hollak – Zwolińska Izabella. Między snem a rzeczywistością. Jelenia Góra: Jeleniogórskie Towarzystwo Społeczno-Kulturalne, 1985
- Izabella Hollak – grafika. Jelenia Góra: Związek Polskich Artystów Plastyków okręg - Wrocław, Klub Międzynarodowej Prasy i Książki, 1975.
- Izabella Hollak – Grafika. Wałbrzych: Biuro Wystaw Artystycznych, 1983.
- Izabella Hollak. Grafika. Kłodzko: Biuro Wystaw Artystycznych , 1978.
- Izabella Hollak - Zwolińska (1947-1986) – grafika. Jelenia Góra: Biuro Wystaw Arty-stycznych, 1996.
- Jeleniogórskie Towarzystwo Społeczno-Kulturalne. 45 lat. 1958-2003. Poezja i plastyka twórców z kręgu JTSK. Red. Elżbieta Kotlarska. Jelenia Góra: Jeleniogórskie Towarzystwo Społeczno-Kulturalne, 2003.
- Panorama sztuki jeleniogórskiej w roku 40 lecia Polski Ludowej. Red. Irena Klisowska-Filipczuk. Jelenia Góra: Biuro Wystaw Artystycznych, 1984.
- Program powołania Ośrodka Wojewódzkiego KKMP. Jelenia Góra: Korespondencyjny Klub Młodych Pisarzy, 1976.
- Szkło Ewa Gerczuk. Grafika Izabella Hollak. Red. Ewa Gerczuk. Jelenia Góra: Biuro Wystaw Artystycznych, Związek Polskich Artystów Plastyków oddział w Jeleniej Górze, 1978.
- Śladami pamięci. Red. Janina Hobgarska, Jolanta Mielech. Jelenia Góra: Biuro Wystaw Artystycznych, 2001.
Abbildungsmaterial - Fotografien:
- Hauptfoto: Izabella Hollak-Zwolińska.
- Titelfoto: Izabella Hollak-Zwolińska.
- Studienabschlussdiplom.
- Studienzeit.
- Schulzeit am allgemeinbildenden Lyzeum in Cieplice.
- In Wojcieszyce.
- Ausstellungsvernissage. Grafik, 1975.
- Ausstellungsvernissage. Grafik, 1975.
- Urkunde über die Verleihung des Titels des bildenden Künstlers.
Autor: Waldemar Wilk
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