Süßenbach Melchior
geb. am 1648, Leszno
gest. am 7 Juli 1721, Jelenia Góra
Słownik Biograficzny Ziemi Jeleniogórskiej

Er bekleidete das Amt des Stadtarztes.

Vorfahren

Die Süßenbachs waren eine uralte Hirschberger Familie. Der Urgroßvater Melchiors, Valentin Süßenbach, war um das Jahr 1570 Hirschberger Consul oder Raths-Herr [1]. Sein Vater hieß Pancratius und war der Stamm-Vater dieser weitleufftigen berühmten Hirschbergischen Familie [2]. Valentin heiratete Sibylla, Tochter David Siebeneichers [3]. Nach Chronist Hensel praktizierte Valentin anfangs als Jurist und wurde später Hirschberger Bürgermeister [4]. Er hatte vier Töchter und vier Söhne – darunter den späteren Ratsherrn Melchior (*wohl um 1575), Großvater des Arztes Melchior Süßenbach (†1721). Der Ratsherr Melchior war auch Kirch-Vater [ev. Kirchenvorsteher] [5]. Er hatte drei Brüder [6]. Aus seiner ersten Ehe mit Crusiana entsprangen fünf Söhne und eine Tochter [7]. In zweiter Ehe heiratete Melchior Anna, Witwe des Kaufmanns Friedrich Tilisch und Tochter des Consuls Magister Pancratius Kretschmer aus dessen ersten Ehe [8].


Sein Sohn Balthasar Süßenbach (*1603/04; †Warmbrunn, 1662), Melchiors (†1721) Vater, war der jüngste unter fünf Brüdern [9]. Balthasar studierte in Leipzig und Wittenberg [10]. 1634 verließ er die Universität Wittenberg als Dr. phil. et med. Er galt als weitberühmter Practico hier [in Hirschberg] und an andern Orten und sorgte für die Entwicklung des Warmbadebetriebs in Warmbrunn [11]. Nach dem Westfälischen Frieden 1648 bemühte er sich, in Hirschberg das Süssebachische Legatum, ein Familienstipendium für Studenten, wieder in guten Stand und Gang zu setzen. Seine Leichenschrift befand sich an der ev. Kirche in Warmbrunn [12].


Melchiors Mutter Dorothea aus dem Hause Ritter (*Bunzlau, 1619; †Hirschberg, 24.9.1689) erhielt ihre Schulbildung in Löwenberg. Sie ehelichte Balthasar Süßenbach vor 1648 in Lissa (Leszno). Nach seinem Tode heiratete Dorothea 1667 – im Alter von etwa 48 Jahren! – in Schmiedeberg an Hr. Christoph Fiebigern, Vornehmen Kauff- und Handels-Herrn (†Schmiedeberg vor 24.9.1689). Ihr Grabstein befand sich auf dem Hirschberger Heilig-Geist-Friedhof [13]. Neben Melchior hatten Balthasar und Dorothea noch eine Tochter Anna Helena, die früh verstarb [14].


Lebenslauf

Melchior wurde 1648 im ‚Lissa der Polen‘ – Lesna Polonorum (Leszno), wie es auf seinem Grabstein an der südlichem Außenwand des Chores der Gnadenkirche heißt, geboren. Seine Eltern waren während des Dreißigjährigen Kriegs wegen der unglücklichen Kriegs-Troublen nach Polen geflüchtet [15], wo der tolerante König Władysław IV. Glaubensflüchtlingen Asyl gewährte. 1655 kehrte die Familie in ihre Heimat ad fontes nostros calidos („an unsere warmen Quellen“ = Warmbrunn) und Hirschberg zurück [16]. Melchior besuchte zunächst die Schule in Schmiedeberg, dann das berühmte Alte Gymnasium in Zittau, wo er bei seiner Großmutter mütterlicherseits Ursula lebte [17]. Sie hatte 1637 in zweiter Ehe Andreas Hammerschmi(e)dt (1611/12-1675), Komponist, berühmter Organist und Chori Mus[icae] Dir[rector] in Zittau geheiratet. Er zählte „zu den bedeutendsten Komponisten Sachsens in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts“ [18]. Es folgten für Melchior einige Jahre im berühmten Elisabethinum in Breslau. Bei dem dortigen Kaufherrn Goldbach hatte er sein Hospitium [Kost und Logis], wobei er dessen Kinder zu Hause so gut unterrichtete, dass er neben allgemeinem Ansehen auch das Schusterische Stipendium von 300 Talern für sich erwerben konnte [19]. Ab 1667 studierte Süßenbach Medizin in Leipzig und wechselte im Mai 1669 nach Jena, wo er bei Dr. Werner Rolfinck (1599-1673), der u. a. an der berühmten medizinischen Fakultät in Leiden studiert hatte und während seiner Vorlesungen die ersten öffentlichen Leichensektionen in Jena durchführte, lernte [20]. Dann wechselte er nach Basel, wo er am 20. Oktober 1674 zum Dr. med. promoviert wurde. Schon Melchiors gleichnamiger Onkel (1589-1627) war 1618 in Basel zum Dr. phil. et med. promoviert worden und hatte sich darauf als praktizierender Arzt in Hirschberg niedergelassen [21]. Auch sein Neffe kehrte nach seiner Promotion nach Schlesien zurück, um zunächst in Schmiedeberg zehn Jahre als Arzt zu praktizieren. Am 13. Juli 1677 wurde er dort zum Stadtphysicus berufen, trat aber wegen gefährlicher Unpässlichkeit seiner Mutter seine Stelle erst am 4. August an [22]. Am 16. Juni 1684 berief ihn der Hirschberger Stadtrat zum Stadtphysicus. Obwohl auch Bautzen und Löbau ihm dieses Amt angetragen hatten, entschied er sich für den Ruf nach Hirschberg am Fuße des Riesengebirges. Sein medizinisches Fachwissen wurden von Einheimischen wie Gästen bald gerühmt, besonders von denen, die sich der Hirschbergischen Warmen-Bade-Cur unterzogen [23].


Bis zum 27. Juni 1693 füllte Süßenbach das Amt des Physicus zur allgemeinen Zufriedenheit und allerseits wohlgeachtet aus, darauf danckte er freywillig hiervon ab, um sich seiner Praxi desto freyer hier und in der Nachbarschafft bedienen zu können, welches er getreulich und glücklich bis an seinen Tod gethan – so Zeller [24]. Süßenbach ging in seinem Beruf so auf, dass er niemals heiratete: Jn den Ehestand ist er niemahls getreten, als ein Mann, der die Einsamkeit, Eingezogenheit und Mässigkleit liebte, und ab omni luxu, fastu et voluptatibus seculi alienus [von allem Luxus, Hochmut und weltlichen Freuden des Zeitalters frei] war und der sich gantz und gar zum Dienst seines GOttes und seines Nechstens gewiedmet – so Zeller weiter [25]. Er praktizierte im Hause des großen Hirschberger Bürgermeisters Gottfried George Joseph Flade von Ehrenschild (1640-1689), wo er Seinen beqvemen Auffenthalt hatte [26]. Süßenbach führte mit seinem berühmten Hirschberger Arztkollegen Adam Christian Thebesius (1686-1732) gemeinsam Leichensezierungen durch und war Taufpate seines Sohnes Johann Ehrenfried (1717-1758) [27]. Stadtchronist David Zeller berichtet von ihm: Er ließ es sich nicht verdrießen, manchen sauren Tritt und beschwerlichen Gang zum Dienste der Nothleidenden Patienten zu thun [28]. Denen bey Kirchen und Schulen..., auch den Dienst-Bothen, Wittwen und Wäysen diente er umsonst, und bezahlte die anverwandten Artzneyen selber [29].


1709 war er der Einzige unter den sieben ersten Vorstehern des hölzernen Interimsbaus der Gnadenkirche, der kein Kaufmann war – eine große Ehre.1 Am 7. Juli 1721 starb er bey gutem Verstande sanfft und selig, im Alter von 73 Jahren. Zu seinem Begräbnis ehrte man ihn mit einem Gedicht, aus dem die folgende Zeile stammt: Ach! wer ins künfftige auch diesem Doctor fragt, Der wird ihn weiter nicht auf unsern Berg und Gründen, Jedoch in vieler Hertz, wie seine Ahnen finden [30]. Lange sollte das Andenken an diesen Menschenfreund fortleben. Auf seinem Epitaph heißt es: Er wird den süßen Bach der ewigen Freude kosten [dulcem aterni gaudii rivum gustaturus] [31].


Przypisy:

[1]ZELLER, T. 5, S. 30.

[2]ZELLER, T. 3, S. 25.

[3]Sohn des Jeremias Siebeneicher (*um 1500; †um 1570), Con-Rector an der Stadtschule in Schweidnitz; ZELLER, T. 6, S. 66h.

[4]Hensel (1797), S. 634 u. ZELLER, T. 3, S. 23.

[5]ZELLER, T. 6, S. 14v u. S. 56v; T. 3, S. 33 u. 44.

[6]ZELLER, T. 6, S. 58v.

[7]ZELLER, T. 3, S. 44.

[8]ZELLER, T. 3, S. 33 u. 45.

[9]ZELLER, T. 6, S. 14v u. S. 56v. u. T. 3, S. 44.

[10]ZELLER, T. 5, S. 20 u. 30; Johann G. Bergemann, Beschreibung und Geschichte von Warmbrunn und seinen Heil-Quellen, Hirschberg 1830, S. 99.ZELLER, T. 5. S. 31.

[11]ZELLER, T. 5. S. 31.

[12]Dieses süssenbachsche Stipendium für Studirende hatte sein Onkel Balthasar Pancratius Süssenbach (*Hirschberg), Magister der Philosophie und von 1540 bis 1561 Rektor des Gymnasiums in Gotha, nach seiner Rückkehr nach Schlesien 1571 gestiftet. Das von der Stadt Hirschberg verwaltete Legat betrug bei einem eingelegten Kapital von 1000 Talern auf die Renten, Zinsen und Einkommen Hirschbergs 60 schlesische Taler jährlich. Mit den Erträgen wollte Pancratius Schüler und Studierende seines Geschlecht und Nahmens unterstützen. Nach etwaigem Abgang desselbigen sollten begabte Knaben Hirschbergs davon profitieren; vgl. ZELLER, T. 3, S. 23; T. 6, S. 66h; T. 6, S. 56v, 57v, 67v u. 67h; Myconius, Reformations-Historie, S. 55; Zedler, Bd. 41, Sp. 467; HENSEL (1797), S. 36.

[13]ZELLER, T. 5, S. 20f. u. S. 33f.

[14]ZELLER, T. 5, S. 34 u. T. 6, S. 57h.

[15]ZELLER, T. 5, S. 20.

[16]ZELLER, T. 5, S. 31.

[17](†1681), ihr in der NDB angegebenes Geburtsdatum (1618) kann nicht stimmen. Es muss etwa 15 Jahre früher liegen. Sie war die Tochter des Prager Patriziers Martin Teuf(f)el. In erster Ehe muss sie mit einem gewissen Ritter, vermutlich aus Löwenberg, verheiratet gewesen sein. In ihrer wohl zweiten Ehe mit Hammerschmidt hatte sie einen früh verstorbenen Sohn und fünf Töchter, von denen nur drei Töchter ein höheres Alter erreichten. Eine ihrer Töchter, Anna Sabina, heiratete 1665 den Zittauer Musiker Florian Ritter (erwähnt 1665; †1685); Artikel „Hammerschmidt, Andreas“ von Robert Eitner in: Allgemeine Deutsche Biographie, hrsg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 488–489. – Haberkamp, Gertraut, „Hammerschmidt, Andreas“, in: Neue Deutsche Biographie 7 (1966), S. 594. – ZELLER, T. 5, S. 21.

[18]Er war der Sohn des Hans Hammerschmidt (†1636), Sattler, Exulant aus Böhmen, 1629 Bürger in Freiberg (Sohn des Wolfgang in Carthaus bei Zwickau und der Müllerstochter Elisabeth König) und der Dorothea N. N. aus Böhmen. Seine Stiefmutter war seit 1614 Dorothea N. N.; Klaus Hortschantzky, Musik und Musikleben im Deutschen Reich. In: Krieg und Kultur. Die Rezeption von Krieg und Frieden in der Niederländischen Republik und im Deutschen Reich 1568-1648. Hrsg. v. Horst Lademacher, Münster 1998, [S. 420-438], S. 430.

[19]ZELLER, T. 5, S. 21.

[20]Vgl.: http://www.hoegelbianca.de/personen/rollfinck.html.

[21]ZELLER, T. 5, S. 29.

[22]ZELLER, T. 5, S. 27.

[23]ZELLER, T. 5, S. 31.

[24]ZELLER, T. 5, S. 26.

[25]ZELLER, T. 5, S. 27.

[26]ZELLER, T. 5, S. 28.

[27]METTENLEITER (2001), S. 47 u. S. 72.

[28]ZELLER, T. 5, S. 28.

[29]ZELLER, T. 5, S. 27.

[30]ZELLER, T. 5, S. 29.

[31]Grabinschrift auf dem Gnadenfriedhof.


Quellen:

  1. Inschrift auf dem Grabstein Melchior Süßenbachs an der Außenwand der Gnadenkirche.
  2. ZELLER = Archiwum Państwowe w Wrocławiu. Oddział w Jeleniej Górze (Nr. 83) (Staatsarchiv in Jelenia Góra); 83/3/2886-2897; Zeller David, Vermehrte Hirschbergische Merkwürdigkeiten... [1. bis 12.] Theil. Hirschberg [1720-1738]. Online-Faksimile: http://www.ap.wroc.pl (Bearb. Ivo Łaborewicz); Online-Transskription in der Jeleniogórska Biblioteka Cyfrowa (Bearb. Ullrich Junker).
  3. HENSEL (1797) =Hensel, Johann Daniel, Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Hirschberg bis 1797. Hirschberg 1797.

Literatur:

  1. METTENLEITER (2001) = Mettenleiter, Andreas, Adam Christian Thebesius (1686-1732) und die Entdeckung der Vasa cordis minima: Biographie, Textedition, medizinhistorische Würdigung und Rezeptionsgeschichte. In: Sudhoffs Archiv Beihefte 47, Stuttgart 2001.

Abbildungen:

  1. Grabstein Melchior Süßenbachs an der Außenwand der Gnadenkirche. Gerhard Schiller.
  2. Dissertation Melchior Süßenbachs an der Universität Basel 1674.
  3. Die erste hölzerne Hirschberger Gnadenkirche. H.H Lau, ok. 1759. Muzeum Karkonoskie w Jeleniej Górze, JG-AH-70-55/I.
  4. Ernst W. Knippel, Hirschberger Gnadenkirche, 1859, Muzeum Karkonoskie w Jeleniej Górze, MJG AH 3521.

Autor - Gerhard Schiller




Grabstein Melchior Süßenbachs an der Außenwand der Gnadenkirche. Gerhard Schiller.
Dissertation Melchior Süßenbachs an der Universität Basel 1674.
Die erste hölzerne Hirschberger Gnadenkirche. H.H Lau, ok. 1759. Muzeum Karkonoskie w Jeleniej Górze, JG-AH-70-55/I.
Ernst W. Knippel, Hirschberger Gnadenkirche, 1859, Muzeum Karkonoskie w Jeleniej Górze, MJG AH 3521.

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