Ehrenschild Gottfried George Joseph Flade von
geb. am April 1640, Jelenia Góra
gest. am 23. März 1689, Jelenia Góra[1]
Słownik Biograficzny Ziemi Jeleniogórskiej

Kaufmann und Bankier

Wappen der Flade von Ehrenschild; Siebmachers Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 8, Teil III: Der abgestorbene Adel der Preussischen Provinz Schlesien. Dritter Theil, Nürnberg 1890, Tafel 49.

Sein Vater

Gottfried Georges Vater, Friedrich Flade (†1680), war Hirschberger Syndikus (Rechtsberater) [2]. In der Zeit des Dreißigjährigen Krieges war er Hirschberger Ratsherr und hatte sich um die Stadt Hirschberg verdient gemacht, wie Stadtchronist Zeller wusste [3]. Er soll laut kaiserlichem Diplom bei der Zurückschlagung der Belagerer der Stadt Hirschberg 1643 in wehrendem Sturme drey Partisanen erbeutet haben. Weiter heißt es, er habe seine Treue gegen seinen Landes-Fürsten iederzeit unverückt erwiesenen. Kaiser Ferdinand III. hatte ihn zum Lohn in den Rat der Stadt Hirschberg erhoben. Acht Jahre bekleidete er dieses Amt. Nach Zeller habe sein rühmliches Verhalten allerdings viel beygetragen, dass sein Sohn Gottfried George später mit allen männlichen und weiblichen Nachkommen in den böhmischen Ritterstand erhoben wurde [4]. Offensichtlich hatte Friedrich Flade zuletzt auch das Bürgermeisteramt inne. So ist für den 20. Februar 1680 das Begräbnis des Bürgermeisters Flade bezeugt. [5].


Lebenslauf

Gottfried George Joseph Flade schloss ein vollständiges Jurastudium ab. 1665 wurde er in Hirschberg zunächst Notarius [6], ein Jahr danach trat er in die Kaufmanns-Sozietät ein [7]. Später wurde er in Hirschberg königlicher Hofe-Richter und 1673 Bürgermeister, der – so Zeller – half, das gemeine Wesen zubefördern und der sich stark bemühte, zur Erhebung des Commercii die Ausfuhr der Schleyer Manufacturen zu stabiliren [8]. Als eine seiner ersten Amtshandlungen im Bürgermeisteramt verfasste er die Epitaphinschrift für seinen verstorbenen Vorgänger Gottfried Körner (*1621; †12. August 1673) in der Stadtpfarrkirche. [9].


1676 wurde er – offenbar sehr ungewöhnlich für einen Bürgermeister – bey dem ordinairen Pfingstschissen König, welches man seit dem nicht erlebet hat, so Zeller [10].


Vermutlich sein Bruder war ein gewisser Kaspar Flade (†1686), der 1676 in die Kaufmanns-Sozietät eintrat [11].


1676 reiste Gottfried George Flade auf eigene Unkosten zum ersten Mal nach Holland. 1682 machte er sich ein zweites Mal dorthin auf und besuchte anschließend die Spanischen Niederlande, Frankreich und England, um dort Waren und Wert bedeutender Manufacturen kennen zu lernen. Sein Ziel war, die Schleierleinen- und Leinwandproduktion in seiner Heimat mehr und mehr [ ] zu stabiliren und fortzusetzen. Seine Pläne sollten von Erfolg gekrönt sein, denn wie Chronist Zeller berichtete, habe nach und nach die Handlung allhier [in Hirschberg] ie mehr und mehr würcklich zugenommen. Flades Reisen legten den Grundstein für die intensiven und wichtigen Handelsbeziehungen der Hirschberger Kaufmannschaft der „Schleierherren” zu ihren Kollegen in den großen westeuropäischen Hafen- und Handelsstädten. Seit Flades Reisen wurde es schnell üblich, dass sich nahezu jeder wohlhabende junge Hirschberger Kaufmann zumindest einmal nach Westeuropa aufmachte und dort nicht selten einen mehrjährigen Aufenthalt verbrachte, um persönliche Handelskontakte zu knüpfen und die dort üblichen, modernen Geschäftsmethoden zu lernen. Vor allem England und Holland waren die wichtigsten Reiseziele der Schleierherren [12]. Flade gebührt somit ein erheblicher Anteil am Aufblühen seiner Heimatstadt durch die weltweiten Handelsbeziehungen seiner heimischen Kaufmannschaft.


Der Stadtrat Hirschbergs bezeugte nach Durchsicht der Handelsbücher Flades am 12. April 1684 in einer Urkunde, dass er dreimal 115.000 Gulden in bar für hiesige Waaren ins Land gezogen habe. Auch im Folgejahr setzte er sein Engagement für den Schleier- und Leinwandhandel fort [13]. Am 9. Juli 1685 wurde er von Kaiser Leopold für seine Verdienste mit allen seinen männlichen wie weiblichen Nachfahren in den böhmischen Ritterstand erhoben [14]. Die Familie bekam den Namen Flade von Ehrenschild [15] und folgendes Wappen: 1. Feld: Drei Rosen; im 2. und 3. Feld: Aufgerichteter blauer Löwe; 4. Feld: Drei Hellebarden, kreuzweise übereinander gelegt. Auf dem gekrönten Helm steht zwischen zwei Adlerflügeln eine Taube, ein grünes Ölbaumblatt im Schnabel haltend [16].


Flade von Ehrenschild hatte mit seiner Ehefrau Martha Rosalia, geb. von Heyn [wohl: Hain von Löwenthal] [17], 10 Söhne und fünf Töchter, die größtentheils am Leben blieben [18] und die allesammt Standesmäßig versorget worden. Er starb als kaiserlicher Reichshofrat [19].


Vom beliebten Arzt Melchior Süßenbach, der 1684-1721 in Hirschberg lebte, berichtete Zeller: Seinen beqvemen Auffenthalt hat er in dem Vornehmen Hause von Ehrenschild allhier [20].


Der schlesische Stamm der Familie Flade von Ehrenschild besaß noch 1775 Borkau (Borek) im Kreis Glogau, er ging aber später aus [21]. Angehörige eines anderen Familienzweiges errangen in Dänemark hohe Staatsämter [22].



Fußnoten:

[1]APJG 83/102/24; Begräbnisregister 1660-1718.

[2]Herbst, Johann Karl, Chronik der Stadt Hirschberg in Schlesien bis zum Jahre 1847, Hirschberg 1849, s. 480; HENSEL (1797), s. 638.

[3]ZELLER, T. 3, s. 76 I n.

[4]ZELLER, T. 3, s. 76-78.

[5]APJG 83/102/24; Begräbnisregister 1660-1718.

[6]ZELLER, T. 3, s. 93.

[7]MATRICUL (ok. 1818), s. 5; vgl KÜHN (1938), s. 47.

[8]ZELLER, T. 1, s. 94.

[9]Sein Epitaph befand sich: „An der Treppe, die zur Heizung hinunterführt, ...“; Hermann Hoffmann, Führer zu schlesischen Kirchen Nr. 40. Die Kirche der katholischen Pfarrei Hirschberg. Breslau 1939, S. 11.

[10]ZELLER, T. 3, s. 110.

[11]MATRICUL (ok. 1818), s. 5.

[12]KÜHN (1938), s. 47.

[13]HENSEL (1797), s. 339.

[14]ZELLER, T. 3, s. 98.

[15]HENSEL (1797), s. 339.

[16]Vgl. Heinrich Kneschke u. a. [Hrsg.], Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. 3. Bd., Leipzig 1861, S. 49f. u.: Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch, Neues Preußisches Adels-Lexicon, Bd. 2, Leipzig 1836, S. 112.

[17]Vgl. Heinrich Kneschke u. a. [Hrsg.], Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. 3. Bd., Leipzig 1861, S. 49f.

[18]HENSEL (1797), S. 638; Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch, Neues Preußisches Adels-Lexicon, Bd. 2, Leipzig 1836, S. 112. – Kinder: 1) Gottfried George (Joseph) (†2. 12. 1761), Erbvogt und Ratsherr, so 1709, 1713 u. 1723 [ZELLER , T. 3., S. 108f., 110 u. 127]. Er trat 1709 in die Kaufmanns-Sozietät ein und handelte mit Leinwand [APJG 83/103/2; MATRICUL (um 1818) , S. 5; Verwechslungen bei Siebmacher, Bd. 6, Abt. 8, T. 3, S. 79f.]. Seine Frau war Catherina Genoveva, Tochter Samuel Friedrich von Schli(e)benheim(b)s, Erbherr auf Saber (Sabor) und Bürcke (Borkau), ehemaliger Ober-Fiscal im Herzogtum Schlesien. Sohn des Paares war Gottfried Samuel (†10.12.1765 zu Burkau), Herr auf Borkau und Sabor, seit 1735 Hirschberger Ratsherr, dort auch Secretär oder Ratsschreiber, er blieb dies auch nach der Ratsveränderung im Jahr 1742, zudem wurde er noch Sindicus cum voto con. Wahrscheinlich um 1709 Heirat mit Josefa Walters von Ehrenwald, vermutlich Tochter des Hirschberger Bürgermeisters. – 2) Cornelius Theophilus, studierte in den Spanischen Niederlanden, Bayern und in Prag. Er starb mit 33 Jahren in Wien als Königl. Concipist (Beamter). – 3) Franz Joseph (1674/75-1708), seit 1699 Hirschberger Bürger [APJG 83/3/77, S. 121], 1701 Eintritt in die Kaufmanns-Sozietät [MATRICUL (um 1818), S. 5], 1705 Ratsherr [ZELLER, T. 3, S. 106]. Er starb als Ratsherr im Alter von 33 Jahren. – 4) Philippus, wurde Benediktiner und Vornehmer Geistlicher. – 5) Johann Constantin, wurde im General-Welseckischen Regimente vor Belgrad Feldprediger. – 6) Anna Dorothea , heiratete Melchior Ferdinand von Göckelsberg, Kaiserlicher Rat und Königlicher Assistenzrat sowie Secretarius des Fürstentums Groß Glogau, später Königlicher Regierungsrat und Secretarius im Fürstentum Wohlau. – 7) Martha Rosalia, Frau von Gottfried Ambrosius von Lanckisch, königl. Regierungsrat und Secretarius des Fürstentums Liegnitz. – 8) Johanna Ludomilla, Frau von Johann Martin Veltzenberg, Ratmann und Kaufmann in Braunau. – 9) Gertrud Sophia, Frau von Johann George Pauli, Bürgermeister von Jauer. – 10) Veronica Josepha, Frau von Wentzel von Lanckisch, Jur. Utr. Licentiati u. Königl. Expeditor des Fürstentums Liegnitz. [Vgl. ZELLER , T. 3, S. 99f.]

[19]Flade von Ehrenschild; Siebmachers Wappenbuch, tom 6, dział 8, część III: Der abgestorbene Adel der Preussischen Provinz Schlesien. Dritter Theil, Nürnberg 1890, s. 79 I n.

[20]ZELLER, T. 5, s. 28.

[21]Heinrich Kneschke i inni [wyd.], Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon. 3 tom, Leipzig 1861, s. 49 I n.

[22]Leopold Freiherr von Zedlitz-Neukirch, Neues Preußisches Adels-Lexicon, tom 2, Leipzig 1836, s. 112.


Quellen:

  1. APJG = Archiwum Państwowe w Wrocławiu. Oddział w Jeleniej Górze (Nr. 83) (Staatsarchiv in Jelenia Góra).
  2. HENSEL (1797) = Hensel, Johann Daniel, Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Hirschberg bis 1797. Hirschberg 1797.
  3. ZELLER = APJG 83/3/2886-2897; Zeller David, Vermehrte Hirschbergische Merkwürdigkeiten... [1. bis 12.] Theil. Hirschberg [1720-1738]. Online-Faksimile: http://www.ap.wroc.pl (Bearb. Ivo Łaborewicz); Online-Transskription in der Jeleniogórska Biblioteka Cyfrowa (Bearb. Ullrich Junker).

Literatur:

  1. MATRICUL (um 1818) = [ ], Matricul der Wollöbl[ichen] Kaufmanns-Societät zu Hirschberg, von ihrer Stiftung 1658 an, bis 1818, aus den Acten gezogen. Hirschberg [ca. 1818].
  2. KÜHN (1938) = Kühn, Siegfried, Der Hirschberger Leinwand- und Schleierhandel. Breslau 1938. [Neudruck Aalen 1982]

Abbildungen:

  • Hauptfoto: Wappen der Flade von Ehrenschild; Siebmachers Wappenbuch, Bd. 6, Abt. 8, Teil III: Der abgestorbene Adel der Preussischen Provinz Schlesien. Dritter Theil, Nürnberg 1890, Tafel 49.
  1. Siegel der „Zunft der Bürger und Handelsleute“ 1658.
  2. Siegel der Kaufmanns-Sozietät mit hansischem Dreimaster (Karacke) aus dem Jahr 1669; Privates Verbandsarchiv der Familien Glafey, Hasenclever, Mentzel und Gerstmann und deren Seitenverwandten; Karton 15, Mappe 97.

Autor - Gerhard Schiller




Siegel der „Zunft der Bürger und Handelsleute“ 1658.
Siegel der Kaufmanns-Sozietät mit hansischem Dreimaster (Karacke) aus dem Jahr 1669; Privates Verbandsarchiv der Familien Glafey, Hasenclever, Mentzel und Gerstmann und deren Seitenverwandten; Karton 15, Mappe 97.

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