Zych Edward Franciszek geb. 22. November 1931, Cezarówka gest. 14 März 2011, Wałbrzych |
Edward Franciszek Zych ist am 22. November 1931 in Cezarówka, Kreis Tarnopolski geboren. Seine Eltern, Piotr (1899-1969) und Julia, geborene Pawłowska, (1912-1999) heirateten am 16.11.1929 in Mikulińce. Piotr war Veteran des Ersten Weltkrieges sowie des Polnisch-Sowjetischen Krieges. Am 10. Februar 1940 wurde die Familie durch die Sowjets nach Sibirien deportiert. Edward Zych war zu jener Zeit 8 Jahre alt. Die Eltern fürchteten, dass er zur Zwangsarbeit gezwungen werden könnte, weswegen sie sein Alter verheimlichten und erklärten, er wäre 1933 geboren. Das führte dazu, dass dieses Datum auf vielen Dokumenten bis in die neunziger Jahre erhalten geblieben ist. Der Ort der Deportation war Kuznia am Fluss Sisim in der Region Krasnojarsk. Zych begann seine Schulausbildung in einer russischen Schule, zuhause sorgten die Eltern für seine polnische Ausbildung. Nach der Amnestie von 1941 zog die Familie Zych in eine Kolchose im Dorf Chernaja Koma und im Jahre 1942 in die Sowchose Tolstoy Mys im Novosyolovksy Distrikt um. Sie wohnten mit einer anderen polnischen Familie, deren Kindern Zych Polnischunterricht anhand den eigens von ihm vorbereiteten Lehrbücher gab. Der Verband Polnischer Patrioten eröffnete in der Sowchose eine polnische Nachmittagsschule, in die der junge Zych ging, wobei er auch seine Ausbildung in der russischen Schule fortsetzte. Im Mai 1943 wurde Piotr Zych zur 1. T.-Kościuszko-Division eingezogen. Im März 1946 brach die Familie Zych nach Polen auf. Auf den aus der Armee entlassenen Vater trafen sie in Krosno Odrzańskie (Crossen an der Oder), von wo sie sich zum Hirschberger Tal (Kotlina Jeleniogórska) begaben. Im Mai 1946 wohnte die Familie Zych in Karpniki (Fischbach) unter der Nr. 76 (heute Nadrzeczna Straße 3), in einem Haus, das früher dem Gemeindevorsteher von Fischbach, Hermann Mende, gehörte und voller Dokumente und Bücher war. Von ihnen und vor allem von den hier übrig gelassenen Möbeln und Einrichtungsgegenständen, die kaum verändert wurden, umgeben, verbrachte Edward Zych sein ganzes späteres Leben. Im Jahre 1947 beendete er die Grundschule in Karpniki (Fischbach) und ging auf das Allgemeinbildende Lyzeum in Jelenia Góra (Hirschberg). Er zeichnete sich vor allem im Polnischunterricht aus, wo Józef Sykulski sein Lehrmeister war und ihm die Liebe zur Literatur, insbesondere zur Dichtung einprägte. 1951 schloss er das pädagogische Abitur ab und wurde sogleich zum halbjährigen Dienst in der 18. Brigade im Dienst an Polen, die in Gdynia (Gdingen) stationiert war, eingezogen. Nach dem Ableisten des Dienstes bekam er eine Arbeitseinsatzverfügung (vom 28.06.1951) zum dreijährigen Arbeitseinsatz in der Grundschule in Karpniki (Fischbach), wo er bis zum 03.08.1959 verblieb und Polnisch, Russisch und Geschichte lehrte sowie die Schulbibliothek führte.
Trotz der Tatsache, dass Edward Zych ein ungemein verantwortungsbewusster und eifriger Mitarbeiter war, zog er es vor, im „Hintergrund“ zu wirken, ohne Führungspositionen anzustreben. Ein Beispiel dafür war der Verzicht auf das Mandat des Ratsmitglieds des Gromada-Nationalrats in Karpniki (Fischbach) im April 1955, wo er die Funktion des Vorsitzenden des Ausschusses für Kultur, Bildung und Gesundheit erfüllte. Zwei Mal verzichtete er darauf, die Schulleitung zu übernehmen. Zum ersten Mal erfüllte er stellvertretend die Schulleitertätigkeit vom 01.03. bis zum 15.09.1952 und zum zweiten Mal vom 15.01 bis zum 31.12.1953. Beide Male wollte er das Amt nicht übernehmen und argumentierte damit, dass er ein Lehrer mit wenig Erfahrung, ohne Autorität und entsprechende Qualifikationen sei. Während seiner Arbeit in Karpniki (Fischbach) nahm er im Jahre 1954 das Fernstudium der Polonistik an der Pädagogischen Hochschule in Kraków (Krakau) auf. Er war ein fleißiger Student, der fast alle Examen mit sehr guten Noten abschloss. Hier begann er sich für die Namenkunde zu interessieren und schrieb seine Magisterarbeit im Bereich der niederschlesischen Toponymie unter dem Titel: Lokale Bezeichnungen der westschlesischen – sudetischen Landkreise.. Der Betreuer seiner Magisterarbeit war Prof. Dr. Tadeusz Milewski. Im Jahre 1959 erlangte er den Titel des Magisters der polnischen Philologie. Nach dem Studium wurde er Lehrer am Allgemeinbildenden S.-Żeromski-Lyzeum in Jelenia Góra (Hirschberg), wo er als Polnischlehrer vom 01.09.1959 bis zum 31.08.1961 tätig war. Anschließend wurde er an die Grundschule in Karpniki (Fischbach) als Schulleiter versetzt – diese Stellung hat er temporär für ein Jahr übernommen. Aus seinen Notizen ist zu entnehmen, dass die Schule von ihm hinsichtlich der Lehrtätigkeit und anderer Bereiche als ungewöhnlich vernachlässigt angetroffen wurde.. Als pflichtbewusster Mensch unternahm er energische Schritte zur Verbesserung der bestehenden Situation, was jedoch auf Unzufriedenheit, Widerstand und gar Feindseligkeit der lokalen Gemeinschaft stieß. Diese Situation zwang ihn dazu, seine Arbeitsstelle in Karpniki (Fischbach) aufzugeben und die Beschäftigung am Ökonomischen Technikum und Lyzeum in Jelenia Góra (Hirschberg) aufzunehmen, wo er am 01.09.1962 als Polnisch- und Russischlehrer zu arbeiten begann. Mit der Zeit übernahm er die Betreuung der Schulbibliothek und im Jahre 1963 wechselte er seinen Arbeitsplatz ganz und wurde zum Vollzeitbibliothekar.
Am 01. Februar 1982 wurde er zum Lehrer Bibliothekar ernannt. Diese Stellung hatte er bis zu seinem Rentenalter, und zwar bis zum 31.08.1987 inne. Während seiner Arbeit scheute er nicht, mutige Herausforderungen anzunehmen und machte interessante Erfahrungen. Dazu gehörte in den Jahren 1966-67 der Polnischunterricht für die sich in Polen befindenden Vietnamesen. Da es zu dieser Zeit keine didaktischen Hilfen gab, hat er in den Jahren 1967-68 selber das polnisch-vietnamesische (ca. 3000 Begriffe) sowie das vietnamesisch-polnische Wörterbuch (ca. 3500 Begriffe) erarbeitet, die bis heute in Form eines Typoskripts erhalten geblieben sind. Zu seinen großen Errungenschaften als Pädagoge zählte die Erarbeitung des ersten polnischen Lehrbuchs Niederschlesiens für den Regionalunterricht in den Grundschulen Czytanek Jeleniogórskich (Hirschberger Lesebuch) in den Jahren 1969-70 und seine Herausgabe im Jahre 1971. Als Anerkennung für seine Leistungen wurde er am 01.02.1973 zum Lehrer der Oberschule ernannt. 1977 nahm Zych an der Breslauer Universität sein Promotionsverfahren auf. Leider führten der Tod seines Doktorvaters sowie die Einführung des Kriegszustands dazu, dass er das Studium abgebrochen und nie wieder erneut aufgenommen hat, obwohl seine Dissertation praktisch abgeschlossen war. Außer der didaktischen Arbeit widmete er sich auch der Publizistik und der Förderung der onomatologischen Forschungsarbeit. In den Jahren 1953-54 war er Berichterstatter für Głos Nauczycielski und Gazeta Robotnicza, nach 1958 r. wurde er Mitarbeiter von Nowiny Jeleniogórskie. Seine wissenschaftliche Abhandlungen sind in einer Reihe von Zeitschriften erschienen, u.a. in: Biuletyn Języka Polskiego, Polonistyka, Głos Nauczycielski, Wierchy. In den Jahren 1966-78 arbeitete er eng mit Rocznik Jeleniogórski zusammen und veröffentlichte Bibliografia jeleniogórska (Hirschberger Bibliographie) sowie Studien zur Thematik der lokalen Ortsnamengebung. Seine Arbeiten, insbesondere aus dem publizistischen Bereich, unterzeichnete er als E.Z., (e), Edward Piotrowicz; er hat praktisch keinen anderen Namen bei seinem Schaffen verwendet. Er war der Autor eigenständiger und für die Region wichtiger Veröffentlichungen, wie etwa Nazwy miejscowości z lat 1945-1950 byłego województwa jeleniogórskiego (Ortsbezeichnungen der ehemaligen Wojewodschaft Jeleniogórskie in den Jahren 1945-1950) (2004), sowie von zahlreichen Skizzen, Rezensionen und Bibliographien. Sein Interesse für die Dichtung der slawischen Völker brachte Artikel hervor, die in tschechischen, jugoslawischen, ukrainischen und anderen Zeitschriften veröffentlicht wurden. Das wissenschaftliche Literaturverzeichnis seiner gedruckten Arbeiten umfasst ca. 130 Positionen, wobei zusätzlich mindestens ebensoviele in Manuskriptform vorliegen. Edward Zych war nicht nur ein Forscher, er war auch ein Dichter. Sein Debut bildete das 1962 in der Zeitschrift Nowiny Jeleniogórskie veröffentlichte Gedichtfragment Do Ziemi Śląskiej (An das Schlesische Land) . Seine Gedichte wurden u.a. in: Przyjaźń (1967), Zielony Sztandar, Nowa Miedź (1970), Głos Nauczycielski (1972), Almanach Jeleniogórski (1973), Kultura dolnośląska (1982), Opole (1984), Góry i Alpinizm (2000) gedruckt. Er hinterließ mehrere Gedichtbände (die oft in Eigenauflage herausgegeben wurden): Przywiązanie (Verbundenheit) (1983), Liście czasu (Blätter der Zeit), Młoda ruń (Junge Grasnarbe), Był sad (Es gab einen Obstgarten) (2000). Als versierter Kenner und Liebhaber slawischer Dichtkunst sammelte und brachte er diese in Form veröffentlichter Übersetzungen den polnischen Lesern näher: Dragutin Tadijanovi Rodzinne strony (Heimat), 2000; Kito Lorenc Wiersze łużyckie (Lausitzer Gedichte), 2001; Vesna Parun Niepokój miłości (Qual der Liebe), 2001; Vesljko Vidovi , Spragnione Ptaki (Durstende Vögel), 2001. Er übersetzte aus folgenden Sprachen: Weißrussisch, Bulgarisch, Kroatisch (am meisten), Tschechisch, Sorbisch, Mazedonisch, Russisch, Serbisch, Slowakisch, Slowenisch, Ukrainisch und Vietnamesisch, aber auch umgekehrt – polnische Dichter ins Russische, Ukrainische und Kroatische. Nicht alle Übersetzungen slawischer Dichtung, die Zych vornahm, wurden auch gedruckt, dennoch zeugen sie alle von seinem großen Interessensspektrum, enormen Wissen und Sprachtalent, der Liebe zur Dichtung, dem Wunsch diese zu verbreiten sowie dem Mut große Herausforderungen anzunehmen. Zych war ein gemeinnützig tätiger Mensch und Mitglied unterschiedlicher Vereinigungen. Seit 1951 gehörte er dem Polnischen Lehrerverband an und entrichtete regelmäßig über 30 Jahre lang Mitgliedsbeiträge bis er nach der Einführung des Kriegszustands die Entscheidung traf aus ihm auszutreten. Seit 1952 war er Mitglied der Gesellschaft für Polnisch-Sowjetische Freundschaft. Seit dem Jahre 1956 gehörte er der Gesellschaft für Freunde Polnischer Sprache, seit 1967 der Polnischen Gesellschaft für Sprachkunde und in den Jahren 1962-64 dem Polnischen Philatelistenverband an. Im Jahre 1973 wurde er Gründungsmitglied der Riesengebirgsgesellschaft für Wissenschaft. Er war in literarischen Vereinen in Jelenia Góra (Hirschberg), Wrocław (Breslau) und Warszawa (Warschau) tätig; nahm an den Arbeiten der Hirschberger Gesellschafts- und Kulturvereinigung (1981-89) teil. Er wirkte im Rahmen der Polnischen Gesellschaft für Tourismus und Landeskunde (1980-85) mit und erwarb im Jahre 1978 den Regionallandeskundelehrerschein. Im Jahre 1990 wurde er Mitglied des Verbands für Sibiriendeportierte und dadurch auch als Kriegsveteran anerkannt. Es lag ihm immer fern sich politisch festzulegen, niemals gehörte er einer politischen Partei an. Für seine gemeinnützige Arbeit und Forschung wurde er mit Preisen und Orden ausgezeichnet, was jedoch nicht allzu häufig geschah. Im Jahre 1972 bekam er das Goldene Verdienstkreuz, 1984 die Medaille zum 40. Jahrestag der Volksrepublik Polen, im Jahre 1975 den Preis 2. Grades des Ministers für Bildung und Erziehung und 1978 den Spezialpreis des Kurators für Bildung und Erziehung in Jelenia Góra (Hirschberg). Nach 2001 zog er sich von seiner aktiven Tätigkeit zurück, wobei er eine Ausnahme für den Rocznik Jeleniogórski machte. Obwohl er erkrankte, besorgte er ständig neue Bücher und Zeitschriften für seine Einsiedelei in Karpniki (Fischbach), die er leidenschaftlich verschlang. Er häufte ca. 16 Tsd. Bücher, Zeitschriften und Broschüren an, die er mit Akribie für den Eigenbedarf katalogisierte. Edward Zych verstarb am 14. März 2011 im Sokołowski-Krankenhaus in Wałbrzych (Waldenburg) und wurde auf dem Friedhof in Karpniki (Fischbach) beigesetzt. Die Bibliotheksammlung von Edward Zych sowie seine sonstigen Sammlungen wurden zerstreut (ein großer Teil ging an die lokale Pfarrei). Dank freundlicher Zustimmung der Familie ging im Juli 2012 ein Teil seines kreativen Nachlasses, Manuskripte und Typoskripte seiner Gedichte, Artikel, wissenschaftliche Publikationen sowie Schulhefte, Unterrichtskonspekte, einige Korrespondenz und persönliche Dokumente (vor allem Ausweise), insgesamt 560 Archivstücke, die 4,30 lfm einnehmen, an das Staatsarchiv in Wrocław (Breslau) Zweigstelle in Jelenia Góra (Hirschberg). → Die im Text enthaltenen Aussagen, die nicht mit Anmerkungen versehen wurden, stammen aus der Personalmappe von Edward Zych, die sich im Verbund der Wirtschafts- und Tourismusschulen in Jelenia Góra (Hirschberg) befindet. Quellenverzeichnis:
Literaturverzeichnis:
Fotografien - Fotos und Scans in chronologischer Reihenfolge:
Autor: Ivo Łaborewicz |
Słownik Biograficzny Ziemi Jeleniogórskiej | © Książnica Karkonoska 2013 Jelenia Góra |