| Berühmter Pädagoge, Schriftsteller und Dramatiker
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Christian Weise stammt aus einer geisteswissenschaftlichen Familie. Sein Vater, Elias Weise, war seit 1639 am Zittauer Gymnasium als Lehrer tätig. Er übte die Lehrtätig 40 Jahre lang aus. Die Mutter Anna geb. Profelt (geb. 1614) war die Tochter des böhmischen Predigers Georg Profelt. Christians Eltern stammten beide von böhmischen Exulanten ab. Schon bald erkannte der Vater die außergewöhnlichen Lernfähigkeiten seines Sohnes Christians. Bereits in sehr jungem Alter nahm Christian Weise am Unterricht teil. Da Christian Weise an einer Sehschwäche litt, machte er bereits als kleines Kind eine Kur im damals berühmten Hornhausen. Als wissbegieriges Kind war ihm der Kontakt zu den Älteren wichtiger als das Spielen mit Gleichaltrigen. Der Vater hatte ihn in Latein, und Griechisch und auch Hebräisch unterrichtet. Ab Juli1659 studierte er auf Wunsch des Vaters an der Universität in Leipzig Theologie. Die theologische Laufbahn gab er jedoch auf; er hat nie gepredigt. Nach dem Erwerb des Magisters der Philosophie im Jahre 1663 in Leipzig blieb Weise eine akademische Laufbahn jedoch verwehrt. Privatunterricht gab er in den Fächern Rhetorik, Politik, Geschichte und Poesie. Nachdem seine akademische Karriere nicht den gewünschten Erfolg brachte, nahm er 1668 eine Stelle als Sekretär beim Minister des Herzogs August von Sachsen-Weimar, Graf Simon Phillipp von Leiningen-Westerburg in Halle an.
1670 wurde C. Weise Hofmeister bei Baron Gustav Adolph von Asseburg. Am 9. August folgte er dann dem Ruf als Professor an das Gymnasium Augusteum in Weißenfels. Er unterrichtete dort Politik, Rhetorik und Poesie. Hier verbrachte er unter rasch steigendem Erfolg als Lehrer und Schriftsteller acht Jahre. Im Oktober 1671 heiratete er Regina Arnold, eine Toch-ter des Burgwerbener Pastors. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne hervor, von denen nur der jüngste heranwuchs († 1709). Die Mutter starb nach der Geburt des dritten Sohnes.
Nach 18 Jahren Abwesenheit von seiner Heimatstadt Zittau übernahm C. Weise die Stelle des Rektors am Zittauer Gymnasiums.
Zu den ersten Amtshandlungen des neuen Rektors Christian Weise gehörte die Emeritierung seines Vaters Elias. Erstmal wurde in Zittau ein Lehrer in Ehren aus seinem Amt entlassen und erhielt eine kleine Pension. Das hatte es zuvor nie gegeben. Leider konnte sich Elias Weise nicht lange an seinem Ruhestand erfreuen, er starb siebzigjährig am 13. April 1679. Er hinterließ drei Söhne und drei Töchter.
Als Rektor des Gymnasiums war Christian Weise gleichzeitig auch Leiter der Zittauer Ratsbibliothek. Diese erweiterte er in den nächsten drei Jahrzehnten systematisch und beträchtlich.
Am 28. Februar 1680 hielt er anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Gymnasiums in Zittau die Festrede „De Ortu Et Progressu Scholarum, Per Lusatiam Superiorem, Oratio Secularis : Dicta In Iubilaeo Gymnasii Zittaviensis.“ Weise stand dem Zittauer Gymnasium fast 30 Jahre vor und hat in dieser Zeit vielen Schulleuten das Rüstzeug für ihren Beruf gegeben.
Christian Weise war dem Schultheater sehr zugetan. Er schrieb mehr als 50 Theaterstücke und ließ diese von seinen Schülern aufführen.
Als Rektor des Zittauer Gymnasium setzte er sich auch sehr für die Einführung der deutschen Sprache in den Unterricht ein.
1679 heiratete er das zweite Mal Anna Regina geb. Nesen, Tochter einer der reichsten und einflussreichsten Familien in Zittau. Mit ihr hatte er einen Sohn und eine Tochter, welche aber kurz nach der Geburt starben.
Christian Weise bevorzugte es in Zittau dauernd anwesend zu sein. Nur einmal reiste er zu einem seiner Korrespondenten, dem Jesuiten Prof. Balbinus (Historiker) nach Prag. Im Jahre 1683 war Weise in Schlesien.
Der hochgerühmte Weise hatte viele Schüler, auch von Adel, an das Gymnasium nach Zittau gezogen. und dieses zu hohen Ruhm geführt. Seine Rede in lateinischer und deutscher Spra-che war fließend und sicher. Durch das stetige Forschen, Lesen und seine Übungen verfügte er über ein extrem gutes Wissen. Er führte ein einfaches und bescheidenes Leben.
Von den Amtsgenossen im Lande war Weise sehr geschätzt, weithin priesen sie ihn als scharfsinnigen Philologen, nüchternen Philosophen, rechtgläubigen und bibelfesten Theologen, kundigen Historiker, gewandten Redner und Dichter.
Als Dichter und Autor der Zittauer Schulkomödien ging er in die deutsche Literatur- und The-aterwissenschaft ein. Auf der Bühne sollten seine Schüler vor einem größeren Publikum Be-redsamkeit und sicheres Auftreten üben. Mit ihnen führte er ab seinem Amtsantritt an drei aufeinander folgenden Tagen alljährlich (außer von 1689-1701) jeweils drei Stücke auf, ein geistliches Bibelstück, ein politisches Geschichtsstück und ein Lustspiel. Die Stücke haben unter anderem das Ziel, soziales Wissen spielerisch einzuprägen. Weise erwarb durch diese Tradition sich und seiner Schule einen bemerkenswerten Ruf.
Von Weises mehr als 50 Theater-Stücken wurden zahlreiche schon zu seinen Lebzeiten ver-öffentlicht. Einige Texte gingen leider früh verloren, zahlreiche Stücke sind als handschriftli-che Manuskripte im Wissenschaftlichen und Heimatgeschichtlichen Altbestand der Christian-Weise-Bibliothek Zittau erhalten.
Die 30-jährige Schaffensperiode Christian Weises in Zittau wurde zur Glanzzeit des Zittauer Gymnasiums, der Ratsbibliothek und der deutschen Schulkomödie. Sie machte die wohlha-bende Handelsstadt Zittau über die Landesgrenzen hinaus berühmt.
Im Jahre 1708 legte er das Rektorat aus Altersgründen nieder. Mit seinem ehemaligen Schü-ler und Famulus M. Gottfried Hofmann, der zuvor Rektor in Lauban war, erwählte er einen würdigen und tüchtigen Nachfolger.
Die wichtigsten Werke von Christian Weise:
- Die drey ärgsten Ertz-Narren Jn der gantzen Welt/ Auß vielen Närrischen Begebenheiten hervorgesucht/ und Allen Interessenten zu besserem Nachsinnen übergeben/ durch Catharinum Civilem. s. n., s. l. 1673.
- Die drey Haupt-Verderber in Teutschland, 1673.
- Der Kluge Hoffmeister. Frankfurt i Leipzig : Ritzsch, 1677.
- Die Geneigten Liebhaber / Derer Zittauischen Schauspiele. Zittau, 1679.
- Bäurischer Machiavellus in einem Lustspiele. Leipzig, 1681.
- Der gestürzte Markgraf von Ancre. Ein Trauer-Spiel. Leipzig, 1681.
- Christian Weisens Reiffe Gedancken: Das ist: Allerhand Ehren-Lust-Trauer- und Lehr-Gedichte. Tom 1, Leipzig, 1683.
- Anhang eines neuen Lustspieles von Einen zweyfachen Poeten-Zunfft. Leipzig, 1683.
- Zittauisches Theatrum. Zittau 1683.
- Neue Jugend-Lust, das ist drey Schauspiele: I. Vom verfolgten David; II. Von der Sicil. Ar-genis; III. Von der verkehrten Welt. Frankfurt i Leipzig : 1684.
- Der Früling schaffet Lust/ der Sommer warme Glut/ Der Herbst beliebte Frucht/ der Win-ter liegt und ruht. Zittau : Hartmann, 1684.
- Teutsche Staats-Geographie. Frankfurt i Leipzig : Weidmannn, 1687.
- Der Tochter- Mord, welchen Jephta unter dem Vorwande eines Opfers begangen hat. Dresden, 1690.
- Lust und Nutz der spielenden Jugend. Dresden i Leipzig : Mieth, 1690.
- Politische Fragen. Dresden : Mieth, 1691.
- Die Zittauischen Rosen/ Welche Bey dem Helden-Grabe Des Glorwürdigsten Chur-Fürstens zu Sachsen Herrn Hrn. Johann Georgens des Dritten/ durch etliche Lob- und Wunsch-Reden im hiesigen Gymnasio Zu demüthigsten Nachruhm. Zittau : Hartmann, 1691.
- Curiöse Gedancken von deutschen Versen, welcher gestalt ein Studierender in dem ga-lantesten Theile der Beredsamkeit was anständiges und practicables finden soll, damit er gute Verse vor sich erkennen, selbige leicht und geschickt nachmachen, endlich eine klu-ge Masse darinn halten kan. Leipzig : Gleditsch, 1693.
- Neu-vermehrte Teutsche Staats-Geographie: Worinnen Aller in Europa sich befindenden Potentaten und Republiqven, Königreiche, Hertzog- und Fürstenthümer, Landschafften, Provintzen, samt dero zugehörigen Städten, Schlössern, Festungen, Fortressen, Pässen, Häfen, bißherigen Staats- und andern... Frankfurt i Leipzig : Groschuff, 1693.
- Comödien Probe, von wenig Personen in einer ernsthaften Action vom Esau und Jacob. Leipzig : Gerdesius, 1696.
- Politischer Redner. Leipzig, 1696.
- Christian Weisens vertraute Gespräche: Wie Der geliebten Jugend Im Informations-Wercke Mit allerhand Oratorischen Handgriffen Möchte gedienet und gerathen seyn, Leipzig, 1697.
- Der politischen Jugend erbaulicher Zeit-Vertreib. Leipzig, 1699.
- Die unterschiedenen Lust/ Das ist: Der vierfache Wechsel Der Menschlichen Vergnü-gung. Zittau : Hartmann, [ca. 1700].
- Überflüßige Gedancken der grünenden Jugend. Leipzig : Fritsch, 1701.
- Curieuser Körbelmacher. Wie solcher auff dem Zittauischen Theatro praesentiret worden. Görlitz: Rohrlach, 1705.
- Ungleich und gleich gepaarte Liebes-Alliance. Görlitz, 1708.
- Christian Weisens Politische Fragen. Dresden : Mieth, 1708.
- Die drey ärgsten Ertz-Narren in der gantzen Welt. Augsburg, 1710.
- Die Drey Klügsten Leute in der gantzen Welt. Augsburg: Kühtz, 1710.
- Baurischer Machiavellus. Dresdem i Leipzig : 1714.
Bibliographie:
- Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexicon, Bd. 53 S. 1057–1072.
- Allgemeine Deutsche Biographie, 41. Bd. S. 523–533, Verlag Duncker&Humblot, 1896 [?]
- Klaus Günzel, Christian Weise 1642–1708, Christian-Weise-Bibliothek Zittau, 1983.
Abbildungen:
- Hauptfoto: Christian Weise.
- Christian Weise, aus “Schwenkfelder und Pietisten in Greiffenberg und Umgegend”, von Dr. Elisabeth Zimmermann, Verlag C.A. Starke Görlitz, 1939.
- Christian Weise, Politischer Redner, Digitale Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
- Leichenpredigt für Christian Weise, gehalten von M. Adam Erdmann Miro, Konrektor am Zittauer Gymnasium, gedruckt bei Joh. Jacob Schöpsen, Zittau 1713; Digitale Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
- Leichenpredigt von Christian Weise, gehalten am 23. April 1680 für seinen Sohn Christian Gottfried, gedruckt bei Michael Hartmann in Zittau, (1680); Digitale Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Autor - Ullrich Junker
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